Der GEMS-Diamant dient der Ersteinschätzung und spezifischen Diagnostik geriatrischer Patienten. Deren Anteil wird in der deutschen Bevölkerung immer größer.
Geriatrische Patienten #
Geriatrische Patienten haben besondere Bedürfnisse. Diese bestimmen auch eine andere Arbeitsweise und eine veränderte Diagnostik. Leider wird dies in der Ausbildung von Notfallsanitätern häufig noch nicht ausreichend vermittelt und den Mitarbeitern im Rettungsdienst ist dies nicht immer geläufig.
Der GEMS-Diamant soll als Merkhilfe dienen. Eine zielgerichtete Diagnostik erleichtert dem Rettungsdienst und weiterführenden Disziplinen die Arbeit.
GEMS Diamant #
Geriatrischer Patient #
Veränderungen berücksichtigen:
- Anatomie
- Physiologie
- Kognition (Denk‑, Wahrnehmungsvorgänge)
- Kommunikation
Geriatrische Patienten unterliegen im Alter Anatomischen und Physiologischen Veränderungen. Gute Beispiele sind Veränderungen der Wirbelsäule und der geringere Wassergehalt im Alter. Veränderungen der Denkvorgänge, der Wahrnehmung und in der Kommunikation verändern die Anforderungen an das Rettungsdienst-Personal im Umgang mit einem Geriatrischen Patienten.
Eindrücke der Einsatzstelle #
Hinweise an der Einsatzstelle beachten:
- Zustand der Umgebung
- Temperatur vor Ort
- Ausreichende Beleuchtung
- Auffällige Gerüche (z. B. Uringeruch)
- Hygienischer Zustand vor Ort
- Hinweis auf Polypharmazie
Das Rettungsdienst-Personal sind die Augen, Ohren und die Nase der nachfolgenden Disziplinen. Es sollte selbstverständlich sein, dass Eindrücke an der Einsatzstelle im Protokoll schriftlich festgehalten werden.
Wirkt die Wohnung eigentlich aufgeräumt, zeigt aber plötzliche Anzeichen von Verwahrlosung kann dies Hinweis auf eine neu aufgetretene Verschlechterung der Selbstversorgung sein. Häufige Stürze sind bei fehlender Beleuchtung und einer nicht altersgerechten Wohnung logisch zu erklären.
Medizinische Beurteilung #
Hinweise auf die Art des Notfalls:
- Traumatologischer Patient
- Internistisch-neurologischer Patient
- Hinweise auf Multimorbidität
- Hinweise auf Polypharmazie
- Anatomisch-physiologische Veränderungen erkennbar
Grundlagen der Medizinischen Beurteilung sind natürlich auch beim Geriatrischen Patienten das ABCDE-Schema, das SAMPLER-Schema und die spezifische Sturzanalyse SPLATT. Dennoch sollte ein besonderer Fokus auf die Besonderheiten geriatrischer Patienten in Bezug die typischen Veränderungen und Erkrankungen im höheren Alter gelegt werden.
Soziale Besonderheit #
Hinweise aus dem sozialen Umfeld beachten:
- Angehörige, Pflegekräfte oder Betreuer des Patienten anwesend
- Hinweise auf mangelnde soziale Kontakte oder Vereinsamung erkennbar
- Hinweise auf Depression oder Suizidalität erkennbar
- Hinweise auf Missbrauch oder Vernachlässigung erkennbar
Das soziale Umfeld oder auch das fehlende soziale Umfeld ist bei geriatrischen Patienten nicht zu vernachlässigen. So lassen sich von Angehörigen, Pflegekräften und Betreuen wertvolle Informationen sammeln. Aber auch das Fehlen des sozialen Umfelds ist ein wichtiger Hinweis auf den Patientenzustand.
Geriatrische Patienten sind durch verschiedene Faktoren gefährdet für psychiatrische Erkrankungen. Gerade Vereinsamung bedingt häufig die Entwicklung von Depressionen, Suizidalität und auch Suchterkrankungen.
Zusammenfassung #
Bereits auf Anfahrt zu einem geriatrischen Patienten lohnt es sich den GEMS Diamanten zurecht zu legen. Die Nutzung einer Taschenkarte, auch digital, ist hier zu empfehlen.
Gerade nachfolgende Disziplinen können mit den ermittelten Informationen arbeiten. Der GEMS-Diamant umfasst den geriatrischen Patienten, Eindrücke der Einsatzstelle, eine medizinische Beurteilung und soziale Besonderheiten.
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Quelle: #
Damböck, M. (2021). Geriatric Education for Emergency Medical Services. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 54(2), 99–105. https://doi.org/10.1007/s00391-021-01866-y