Die Hypoxie gehört zu den Reversiblen Ursachen, welche unmittelbar bei einem Traumatischen Kreislaufstillstand (TCA) behandelt werden sollen. Neben einer Atemwegsobstruktion und der traumatischen Asphyxie ist die Impact-Brain-Apnea (IBA), zu Deutsch Primäre Apnoe bei einem Schädel-Hirn-Trauma, eine häufig unterschätzte und unbekannte Ursache.
Verwendete Abkürzungen #
Zur besseren Übersichtlichkeit und Verständlichkeit findest du hier die relevanten Abkürzungen und Begriffe des Beitrags:
IBA | Impact-Brain-Apnea primäre Apnoe beim SHT |
SHT | Schädel-Hirn-Trauma |
TCA | Traumatischer Kreislaufstillstand |
ERC | European Resuscitation Council |
CPR | Cardiopulmonary resuscitation Herz-Lungen-Wiederbelebung |
TECC | Tactical Emergency Casualty Care |
TCCC | Tactical Combat Casualty Care |
NPA | Nasopharyngeal Airway Nasopharyngealtubus (Wendl-Tubus) |
Was ist die Impact-Brain-Apnea? #
Die primäre Apnoe bei einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist ein Atemstillstand nach einer traumatischen Hirnverletzung. Die Apnoedauer nimmt mit der Energie der Verletzung zu. Alkohol scheint die IBA zu verschlimmern.
In Folge der Apnoe kommt es zu einem hypoxischen Herzkreislaufstillstand. Am häufigsten wird die primäre Apnoe beim SHT bei Unfällen bei Motorradrennen und bei Explosionsverletzungen beobachtet. Auch wenn die Impact-Brain-Apnea unbehandelt unmittelbar zum Tode führt, ist diese nicht mit einer nicht-überlebbaren Hirnverletzung verbunden. Der Patient stirbt an der Apnoe, nicht am SHT.
Ursachen der Primären Apnoe / IBA #
Die Ursache der Primären Apnoe beim Traumatischen Kreislaufstillstand ist eine massive Gewalteinwirkung auf den menschlichen Körper bzw. auf den Schädel des Patienten. Durch diese Einwirkung kommt es zu einem kurzfristigen Ausfall des Atemzentrums mit einem Aussetzen des Atemantriebs, mutmaßlich durch ein SHT. Das Aussetzen des Atemantriebs führt unmittelbar zur Hypoxie und zum Kreislaufstillstand.
Behandlung der IBA #
Bei einem Traumatischen Kreislaufstillstand (TCA) hat die unmittelbare Behandlung der reversiblen Ursachen Vorrang vor anderen Maßnahmen – das gilt auch für die Thoraxkompressionen.
Der Atemwege und die Beatmung mittels maximalem Sauerstoffflow stehen an zweiter Stelle des Algorithmus der ERC für den Traumatischen Kreislaufstillstand. Dadurch wird auch die primäre Apnoe bei einem Schädel-Hirn-Trauma behandelt.
Die Atemwegssicherung sollte abhängig von der Erfahrung des jeweiligen Anwenders gewählt werden. Aufgrund des hohen Cuffdrucks sollte – sofern vorhanden – nicht der Larynxtubus, sondern ein anderer supraglottischer Atemweg gewählt werden. Es bieten sich der Larynxtubus oder die iGel-Maske an. Der Goldstandard der Atemwegssicherung ist nach wie vor die endotracheale Intubation. Diese muss vom Anwender sicher beherrscht werden.
Kurzfassung #
- Atemwegssicherung
- Oxygenierung mit 100% O2 und einer Beatmungsfrequenz von 10/Minute
Gemäß dem angepassten Vorgehen beim Traumatischen Kreislaufstillstand liegt auch ein besonderer Fokus auf der frühzeitigen und effektiven Oxygenierung des Patienten.
Algorithmus des ERC #
In den Leitlinien des ERC findet sich ein Algorithmus für den Traumatischen Kreislaufstillstand. Dieser unterscheidet sich vom Standard ALS-Algorithmus.
Den Algorithmus für den Traumatischen Kreislaufstillstand findest du auf der Webseite des GRC.
Impact-Brain-Apnea in der taktischen Medizin #
Besonders häufig wird die primäre Apnoe bei einem Schädel-Hirn-Trauma bei Explosionsverletzungen beschrieben. Auch wenn die IBA in den TCCC-Leitlinien nicht direkt benannt wird, sollen bei einer Beeinträchtigung der Atmung mit folgender Hypoxie ein Nasopharyngealtubus (NPA) eingelegt und eine Beutel-Maske-Beatmung durchgeführt werden.
Damit andressieren die Leitlinien hier den Zeitpunkt unmittelbar vor dem Traumatischen Kreislaufstillstand. Auch wenn die CPR in den Guidelines keine Rolle spielt, sollte im Rahmen eines TCA in einer Taktischen Lage an eine bestmögliche Atemwegssicherung und Beatmung gedacht werden.
Fazit #
Die Primäre Apnoe bei einem Schädel-Hirn-Trauma ist die Folge eines SHT. Die Apnoe führt zur Hypoxie und diese zum Kreislaufstillstand. Das Vorliegen einer Impact-Brain-Apnea lässt nicht auf ein schweres SHT schließen. Die Therapie der Impact-Brain-Apnea besteht aus Atemwegssicherung und Beatmung des Patienten.
Patienten mit einer Impact-Brain-Apnea / Primären Apnoe haben gute Überlebenschancen. Die potenzielle Hypoxie beim Traumatischen Kreislaufstillstand muss aggressiv und konsequent therapiert werden.
Quellen: #
- 1. Lott C, Truhlář A, Alfonzo A, u. a. Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen. Notfall Rettungsmed. 2021;24(4):447-523. doi:10.1007/s10049-021-00891-z
- 2. Kuhnke R, Wanka V, Tiesmeier J. Traumatisch bedingter Kreislaufstillstand – das sollten Sie als Notfallsanitäter wissen. retten!. 2022;11(02):94-102. doi:10.1055/a-1656-1338