Das Akronym PRIOR steht für Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst und ist ein Vorsichtungsalgorithmus für Notfallsanitäter. PRIOR orientiert sich am ABCDE-Schema. Entwickelt wurde PRIOR durch die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
PRIOR #
Der PRIOR-Algorithmus wurde für Rettungsdienstpersonal (Notfallsanitäter und Rettungssanitäter) entwickelt. Viele andere Sichtungsalgorithmen richten sich an Ärzte. Es handelt sich also explizit um einen Algorithmus zur Vorsichtung, da formal die Sichtung eine ärztliche Maßnahme bleibt.
Mit PRIOR soll man im Rahmen der Vorsichtung auch Betroffene erfassen und Kinder sichten, ohne einen anderen Algorithmus verwenden zu müssen. Damit entwickelt sich PRIOR fast zum idealen Werkzeug der Vorsichtung. Anfang 2018 wurde PRIOR überarbeitet, um den besonderen Anforderungen von Bedrohungs- und Schadenslagen gerecht zu werden.
Nutzung von PRIOR #
Wie bei den meisten anderen Sichtungsalgorithmen verfolgt man einen Pfad von Bedingungen. Ist eine der Bedingungen positiv, endet der Sichtungsalgorithmus mit einer Sichtungskategorie und gegebenenfalls lebensrettenden Sofortmaßnahmen (LSM). Gefahren durch eine Polizeilage oder CBRN-Lage werden von PRIOR berücksichtigt.
PRIOR arbeitet mit sogenannten Indikatoren die ausschlaggebend für verschiedene Sichtungskategorien sein. Die Indikatoren werden in das bekannte ABCDE-Schema einordnen. Die folgenden Indikatoren kommen zum Einsatz:
- Lebensbedrohende Blutung (in PRIOR auch innere Blutungen)
- A: Bewusstlosigkeit
- A: Drohende Verlegung der Atemwege
- B: Atemstillstand
- B: Deutliche Atemfrequenz-Störungen
- B: Lautes krankhaftes Atemgeräusch
- C: fehlende Radialispulse
- C: deutlich verzögerte Nagelbettprobe
- C: starke Blutung
- D: desorientiert bis somnolent
- D: unfähig, einfachen Anweisungen zu folgen
- E: Starke Schmerzen am Körperstamm (Thorax, Abdomen, Becken)
Ist einer der Indikatoren positiv wird der Patient rot gesichtet.
Sichtungsalgorithmus für Kinder #
Der PRIOR Sichtungsalgorithmus bringt eine Anpassung der Bedingungen für Kinder direkt mit. Der Anwender muss bei PRIOR also nicht zu einem anderen Algorithmus wechseln, sondern kann im vertrauen Schema bleiben. PRIOR ist also für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet.
Bei der Beurteilung von Kindern wird zusätzlich auf folgende Zusatzindikatoren achtet:
- A: Zyanose
- B: Nasenflügen
- C: Blässe
- D: Lethargie
- E: Punktförmige Haut Einblutungen
Bekannt sind diese auch aus dem Pädiatrischen Beurteilungsdreieck, dass zu einer schnellen Beurteilung im Kindernotfall dient. Ist einer der zusätzlichen Indikatoren für Kinder positiv, wird das Kind rot gesichtet.
PRIOR Diamant #
Der PRIOR Diamant am Ende des Algorithmus gibt einen Überblick zum notwendigen Personal-Bedarf anhand der verschiedenen Sichtungskategorien sowie dem Behandlungsansatz. Der PRIOR Diamant erzeugt ein gemeinsames mentales Modell bei den eingesetzten Kräften.
Die letztendliche Entscheidung über Transport- und Einsatzmittel liegt letztendlich beim eingesetzten Organisatorischen Leiter Rettungsdienst und Leitenden Notarzt.
Zusammenfassung #
Das Ziel war die Eier legende Wollmilchsau unter den Sichtungsalgorithmen, speziell für die Vorsichtung durch Rettungsdienstpersonal, zu entwickeln. Das ist zu weiten Teilen gelungen. Natürlich hat auch PRIOR Stärken und Schwächen. Der große Vorteil von PRIOR dürfte in der Nähe zum standardisierten Vorgehen von Notfallsanitätern liegen.
In einigen Rettungsdienstbereichen wird PRIOR als primärer Algorithmus genutzt. Im Rahmen der Medical Task Force kommt auch PRIOR als Algorithmus der Wahl zum Einsatz.
Quellenangaben #
- PRIOR – Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst. (o. D.). BBK. https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/Gesundheitlicher-Bevoelkerungsschutz/Triage-Sichtung/Vorsichtungsalgorithmus-PRIOR/vorsichtungsalgorithmus-prior_node.html