Es gibt nur wenige statistische Daten – der präklinische Kreislaufstillstand schwangerer Patientinnen ist vergleichsweise selten. Der Basic-Life-Support zur Reanimation einer Schwangeren unterscheidet sich nicht von den Standard BLS-Leitlinien. Auch der Advanced-Life-Support entspricht in weiten Teilen dem normalen Vorgehen.
Fordere Hilfe an! #
Bei der Reanimation einer schwangeren Patientin soll frühzeitig Hilfe von Gynäkologen und Neonatologen / Pädiatern angefordert werden. Früh heißt: unmittelbar. Das gilt auch für weiteres Personal, wie einen eigenen Rettungswagen und Notarzt für das ungeborene Kind. Alarmiere unmittelbar nach, um Experten-Hilfe zu erhalten. Das gilt auch für Personal zur Tragehilfe.
Uterusverlagerung #
Ist der Uterus über Nabelniveau tastbar bzw. das Gestationsalter liegt über 20 Wochen, soll der Uterus manuell nach links verlagert werden. Dazu wird ein Helfer gebunden. Der Uterus wird wie im Bild dargestellt manuell verlagert.

Wenn möglich, soll die Schwangere nach links gedreht werden. Dadurch soll der venöse Rückstrom verbessert werden. Diese Maßnahme darf effektive Thoraxkompressionen nicht verhindern! In der Praxis ist eine Drehung der Schwangeren auf die linke Seite eher nicht schwierig. Es empfiehlt sich die manuelle Uterus-Verlagerung.
Atemweg und Beatmung #
Bei einer schwangeren Patientin ist immer ein schwieriger Atemweg zu erwarten! Dies ist mit dem erhöhten Aspirationsrisiko und der schwangerschaftstypischen Atemwegsverengungen begründet. Eine frühzeitige Intubation durch einen erfahrenen Anwender ist empfohlen.
- Der Endotrachealtubus-Durchmesser sollte 0,5 mm bis 1 mm kleiner gewählt werden.
- Denke bei supraglottischen Atemwegen an die erhöhte Blutungsneigun der Schleimhäute.
Die endotracheale Intubation gilt auch bei einer schwangeren Patientin als Goldstandard, sollte allerdings nur durch erfahrenes Personal angewandt werden. Es sollte frühzeitig eine Magensonde zur Entlastung des Magens eingelegt werden.
Defibrillation #
Eine schwangere Patientin wird mit den standardmäßig empfohlenen Energien defibrilliert. Abhängig von den individuellen anatomischen Besonderheiten der Patientin, können die Patches anterior-posterior oder biaxillär geklebt werden. Die individuellen Angaben der Defibrillatoren-Hersteller müssen beachtet werden.
Standard: Antero-Laterale Position der Defibrillationselektroden
Sectio unter Reanimationsbedingungen #
- Ab Gestationsalter von 20 bis 23 Wochen, um den Reanimationserfolg der Mutter zu verbessern.
- Ab Gestationsalter > 24 Wochen, um Leben der Mutter und des Kindes zu retten.
Zeitnahe Durchführung nach Kreislaufstillstand und Beginn der Reanimation. Je schneller die Entscheidung getroffen wird, desto besser sind die Überlebenschancen von Mutter und Kind. Die Sectio nach einer prolongierten Reanimation ist in der Regel aussichtslos.
Eine präklinische Sectio unter Reanimationsbedingungen erfordert eine gute Zusammenarbeit, Vorbereitung und frühzeitige Entscheidung. Die präklinische Sectio unter Reanimationsbedingungen wird an dieser Stelle behandelt. Es folgt ein eigener Beitrag.
Merke: CRM-Techniken erlernst du nicht in den Situationen, in denen dein Patient sie braucht.
Zusammenfassung #
In den ERC Leitlinien gibt es spezielle Empfehlungen für die Reanimation einer schwangeren Patientin. Besonders bei der Atemwegssicherung sind Besonderheiten zu bedenken. Organisiere frühzeitig Unterstützung und prüfe die Indikation zur präklinischen Sectio unter Reanimationsbedingungen.
Ist der Uterus über Nabelniveau tastbar bzw. das Gestationsalter liegt über 20 Wochen, soll der Uterus manuell nach links verlagert werden.
Die Reanimation einer schwangeren Patientin ist selten. Sie erfordert ein schnelles, strukturiertes Vorgehen, um das Leben der Mutter und gegebenenfalls auch des Kindes zu retten.
Quellen #
- 2021 Deutscher Rat für Wiederbelebung – German Resuscitation Council e.V. (GRC) Geschäftsstelle, c/o Universitätsklinikum Ulm, Sektion Notfallmedizin, Prittwitzstr. 43, 89075 Ulm (Hrsg.). (o. D.). Reanimation 2021 – Leitlinien kompakt (Überarbeitete Version 2022).
- Weißleder, A., Beinkofer, D., Gässler, H., Treffer, D., Dargel, S. & Schleußner, E. (2022). Kardiopulmonale Reanimation der schwangeren Patientin im Rettungsdienst. Notfall + Rettungsmedizin, 25(5), 359–368. https://doi.org/10.1007/s10049-022-00979-0 Becke, K. (2016).
- Reanimation von Schwangeren. In Refresher Course Nr. 42 (S. 163–164) [Journal-article]. https://www.ai-online.info/abstracts/pdf/dacAbstracts/2016/2016-016-RC104.2.pdf Lott, C., Truhlář, A., Alfonzo, A., Barelli, A., González-Salvado, V., Hinkelbein, J., Nolan, J. P., Paal, P., Perkins, G. D., Thies, K., Yeung, J., Zideman, D. A. & Soar, J. (2021).
- Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen. Notfall + Rettungsmedizin, 24(4), 447–523. https://doi.org/10.1007/s10049-021-00891-z Soar, J., Böttiger, B. W., Carli, P., Couper, K., Deakin, C. D., Djärv, T., Lott, C., Olasveengen, T., Paal, P., Pellis, T., Perkins, G. D., Sandroni, C. & Nolan, J. P. (2021b).
- Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene. Notfall + Rettungsmedizin, 24(4), 406–446. https://doi.org/10.1007/s10049-021-00893-x