Es gibt spezielle Patientengruppen bei denen die Reanimationsmaßnahmen angepasst werden müssen. Die Reanimation bei Übergewicht und Adipositas gehört dazu. Aufgrund der Körperfülle müssen verschiedene Maßnahmen angepasst werden. Dieser Beitrag richtet sich nach den Reanimationsleitlinien des GRC.
Adipositas und Übergewicht in Deutschland #
Die Adipositas ist ein gesellschaftliches Problem, das in Europa in der Bevölkerung immer weiter zunimmt. Laut RKI waren in Deutschland zwischen 2008 und 2011 53% der Frauen und 67% der Männer über-gewichtig. Bei 24% der Frauen und 23% der Männer lag eine Adipositas vor.
Empfehlungen des GRC #
Die nachfolgenden Empfehlungen sind aus den Reanimationsleitlinien 2021 des GRC entnommen.
Du kannst dir den Beitrag auch herunterladen:
Download “Reanimation bei Übergewicht und Adipositas” Reanimation-bei-Adipositas.pdf – 4-mal heruntergeladen – 1,76 MBThoraxkompressionen #
Auch bei Patienten mit Adipositas werden die Thoraxkompressionen mit einer maximalen Tiefe von 6cm durchgeführt.
Die Helfer, die Thoraxkompressionen durchführen, sollen häufiger gewechselt werden. Denke an eine frühzeitige Nachalarmierung von Personal zur Reanimations-Unterstützung.
Atemweg und Beatmung #
Die Beutel-Maske-Beatmung bei übergewichtigen Patienten soll schnellstmöglich gegen einen sicheren Atemweg getauscht werden. Bei übergewichtigen Patienten ist die Beatmung deutlich erschwert und kann teilweise nicht effizient durchgeführt werden.
Durchgeführt wird die Beutel-Maske-Beatmung in der 2-Helfer-Methode (Doppel-C-Griff). Erfahrene Helfer sollen frühzeitig endotracheal intubieren. Ein supgraglottischer Atemweg kann eine gute Alternative sein.
Defibrillation #
Nach dem ersten Schock kann die Defibrillationsenergie direkt auf das Maximum erhöht werden. Es ist naheliegend, dass aufgrund der Körperfülle die maximale Energie bei der Schockabgabe genutzt werden muss.
Patienten im Bett #
Übergewichtige Patienten, die im Bett liegen, müssen nicht unbedingt auf den Boden gebracht werden, wenn dies die Thoraxkompressionen verzögert. Der Hintergrund dieser Empfehlung: Das Körpergewicht kann hinderlich sein, den Patienten aus dem Bett auf den Boden zu legen. Auch das Platzangebot kann eingeschränkt sein. Wenn die Thoraxkompressionen durch diese Maßnahmen verzögert werden, kann auf das Boden legen verzichtet werden bis die Situation dies zulässt.
Zusammenfassung #
Die Thoraxkompressionen bei übergewichtigen Patienten können anstrengend sein. Ein häufiger Helferwechsel steht im Vordergrund. Die Beutel-Maske-Beatmung bei adipösen Patienten ist schwierig. Es sollte frühzeitig auf einen sicheren Atemweg umgestellt werden.
Quellenangaben #
- Robert Koch-Institut 2021, Studie GEDA 2019/2020-EHIS, abgerufen am 28.10.2024
- 2021 Deutscher Rat für Wiederbelebung – German Resuscitation Council e.V. (GRC) Geschäftsstelle, c/o Universitätsklinikum Ulm, Sektion Notfallmedizin, Prittwitzstr. 43, 89075 Ulm (Hrsg.). (o. D.). Reanimation 2021 – Leitlinien kompakt (Überarbeitete Version 2022).