Ein neues Schema? Für die Übergabe? SINNHAFT? Warum dieses Übergabe-Schema eine neue und sinnvolle Entwicklung ist, erfährst du in diesem Artikel. Nutze und verbreite das Übergabe-Schema für bessere Übergaben im Krankenhaus.
SINNHAFT – Die Merkhilfe für die standardisierte Übergabe #
Es gibt eine Vielzahl an Übergabe-Schemen im Rettungsdienst. Viele davon kommen aus der Praxis und wurden teilweise aus anderen Bereichen abgeschaut. Das perfekte Übergabe-Schema ist bisher aber nicht gefunden.
Mit SINNHAFT wird sich das vielleicht ändern. Dieses Übergabe-Schema basiert auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Es ist darauf ausgelegt eine strukturierte, vollständige Übergabe zu ermöglichen.
Kostenloses E-Learning #
Auf dem DGINA-Notfallcampus gibt es inzwischen ein kostenloses E-Learning-Modul.
SINNHAFT steht für: #
S | Start |
I | Identifikation |
N | Notfallereignis |
N | Notfallpriorität |
H | Handlung |
A | Anamnese |
F | Fazit |
T | Teamfragen |
Start #
RUHE! Möglichst alle Manipulationen / Tätigkeiten am Patienten vermeiden! Face-to-Face Kommunikation. Sprich Start am Anfang aus. Damit sind alle Beteiligten über den Beginn der Übergabe im Bilde.
Identifikation #
Geschlecht, Name, Alter (nicht Geburtsdatum!)
Bei der Identifikation liegt der Fokus auf eine eindeutige Zuordnung.
Notfallereignis #
Beschreibung des Notfallereignisses anhand der Kernfragen:
- Was? (Leitsymptom/Verdachtsdiagnose)
- Wie? (Ursache)
- Wann? (Zeitpunkt des Ereignisses)
- Optional: Wo?/Woher? (Ort, Auffinde Situation)
Notfallpriorität #
Behandlungspriorität anhand des ABCDE-Schemas mit dazugehörigen pathologischen Untersuchungsbefunden und Vitalparametern anhand des ABCDE-Schemas:
- A (Airway): z.B. inspiratorischer Stridor
- B (Breathing): z.B. Auskultation, AF, SpO2
- C (Circulation): z.B. E-FAST, Recap-Zeit, RR, HF
- D (Disability): z.B. Pupillenstatus, GCS, DMS, BZ
- E (Exposure / Environment): z.B. Temperatur, NRS
Handlungen #
Erwähnung der (prä-)klinisch durchgeführten Maßnahmen mit:
- Dosis / Umfang / Zeitpunkt
- Wirkung
- Falls zutreffend: bewusst unterlassende Maßnahmen
Die Nennung bewusst unterlassener Maßnahmen ermöglicht es dem übernehmenden Team die Beweggründe dafür zu prüfen.
Anamnese #
Die Grundlage der Anamnese ist das SAMPLER-Schema, wobei auch weitere Besonderheiten übergeben werden sollen.
- Allergien
- Vorerkrankungen
- Medikation
- Soziale Aspekte (z.B. Patientenverfügung, häusliche Gewalt, etc.)
- Infektionen
- weitere Besonderheiten (DNR, DNI, Zeugen Jehovas, etc.)
Fazit (Zusammenfassung) #
Zusammenfassende Wiederholung durch das aufnehmende Personal von:
- Ereignisbeschreibung
- Prioritätenbeschreibung
- Durchgeführte Maßnahmen
Teamfragen #
Möglichkeit für zusätzliche Fragen aus dem aufnehmenden Team.
Brauchen wir noch ein Übergabe-Schema? #
Ja! Wenn ein Schema einen deutlichen Mehrwert bietet, dann ist es auch sinnvoll es einzuführen. SINNHAFT ist das erste Schema, dass sich im deutschsprachigen Raum mit der Übergabe von Notfallpatienten beschäftigt. Dabei werden alle Notfallpatienten adressiert – nicht nur traumatisch bedingte Patienten.
Meine Empfehlung: Nutzt SINNHAFT im Alltag und bei Schockraum-Übergaben! Weitere Informationen findest du im Artikel zur Veröffentlichung.
Quelle: #
Gräff, I., Ehlers, P. & Schacher, S. (2023). SINNHAFT—mnemonic for standardized handover in the central emergency department. Notfall & Rettungsmedizin, 27(1), 19–24. https://doi.org/10.1007/s10049-023-01167-4