Erweiterte Maßnahmen dank Überkopfreanimation? Eine Zeit lang wurde die Überkopfreanimation als Möglichkeit gesehen schnellstmöglich erweiterte Maßnahmen in der Reanimation zu etablieren. Bei Reanimationskursen bekommt man nicht viel davon mit. Schauen wir uns die Überkopfreanimation also mal an.
In der Leitlinie des ERC #
In den aktuellen Leitlinien nehmen effektive Thoraxkompressionen einen besonderen Stellenwert ein. Findet sich die Überkopfreanimation noch in den Leitlinien?
Im Bereich der Reanimation in speziellen Situationen wird auf die Überkopfreanimation verwiesen. Im Bereich der Reanimation in einem Flugzeug:
“In Situationen, in denen es nicht möglich ist, eine Reanimation von einer seitlichen Position aus durchzuführen, kann eine Überkopfreanimation (OTH) als geeignete Alternative angesehen werden”
Soar, J., Böttiger, B. W., Carli, P., Couper, K., Deakin, C. D., Djärv, T., Lott, C., Olasveengen, T. M., Paal, P., Pellis, T., Perkins, G. D., Sandroni, C. & Nolan, J. P. (2021). Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene. Notfall + Rettungsmedizin, 24(4), 406–446. https://doi.org/10.1007/s10049-021-00893-x
Im Bereich der Zahnmedizin:
“Erwägen Sie die Über-Kopf-Technik für CPR, wenn der Zugang von den Seiten eingeschränkt ist.”
Soar, J., Böttiger, B. W., Carli, P., Couper, K., Deakin, C. D., Djärv, T., Lott, C., Olasveengen, T. M., Paal, P., Pellis, T., Perkins, G. D., Sandroni, C. & Nolan, J. P. (2021). Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene. Notfall + Rettungsmedizin, 24(4), 406–446. https://doi.org/10.1007/s10049-021-00893-x
Oder beim Einsatz in einem Rettungshubschrauber:
“Die CPR soll so schnell wie möglich begonnen werden. Je nach Hubschraubertyp kann eine Über-Kopf-CPR (OTH-CPR) möglich sein.”
Soar, J., Böttiger, B. W., Carli, P., Couper, K., Deakin, C. D., Djärv, T., Lott, C., Olasveengen, T. M., Paal, P., Pellis, T., Perkins, G. D., Sandroni, C. & Nolan, J. P. (2021). Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene. Notfall + Rettungsmedizin, 24(4), 406–446. https://doi.org/10.1007/s10049-021-00893-x
Die Leitlinie sieht eine Überkopfreanimation immer dann vor, wenn die Platzverhältnisse beengt sind. Aber sonst wird sie nicht erwähnt und daher auch nicht empfohlen.
Im Fokus stehen kontinuierliche Thoraxkompressionen und paralelle Beatmungen. Diese Kombination ergibt die bestmögliche Noflow-Time. Damit ist die Überkopf-Reanimation unterlegen.
Vergleich der Überkopf-Reanimation im Vergleich nur Standard-Methode #
Es gibt verschiedene Untersuchungen die die Effektivität der Thoraxkompressionen zwischen der klassischen Methode und der Überkopfreanimation untersucht haben.
Die Ergebnisse fallen dabei recht unterschiedlich aus. Verglichen wurden meist Szenarien in denen kein erweiterter Atemweg etabliert wurde.
Befindet man sich also alleine am Einsatzort und möchte die Beatmungen mit einem Beatmungsbeutel durchführen, bietet sich die Überkopf-Reanimation an.
Im Rahmen der Zweihelfer-Methode hat die Überkopfreanimation wohl eher keinen Vorteil.
Denk an die Basics der Reanimation #
Treffen wir als Rettungsdienst-Personal nur zu Zweit am Einsatzort ein, dann beginnen wir mit dem Basic Life Support. Erweiterte Maßnahmen wie Zugang können warten.
Viel wichtiger sind optimale Thoraxkompressionen, eine gute Beatmung und geringe Hands-Off-Zeiten während der Reanimation. Ein supraglottischer Atemweg kann die Beatmung erleichtern und senkt das Risiko für eine Mageninsufflation.
Kontinuierliche Thoraxkompressionen mit paralleler Beatmung alle sechs Sekunden sind effizienter, als eine 30:2 Überkopf-Reanimation.
Zusammenfassung #
Bist du alleine und hast einen Beatmungsbeutel zur Verfügung, dann ist die Überkopf-Reanimation effektiver. als Versuche von der Seite oder im Wechsel zu beatmen. Unter beengten Platzverhältnissen kann die Überkopf-Reanimation eine gute Alternative sein.
Im normalen Reanimations-Setting spielt die Überkopf-Reanimation keine Rolle. Hochwertige Thoraxkompressionen mit minimaler Unterbrechung und frühzeitiger Defibrillation bleiben Priorität.
Quellenangaben #
- Soar, J., Böttiger, B. W., Carli, P., Couper, K., Deakin, C. D., Djärv, T., Lott, C., Olasveengen, T. M., Paal, P., Pellis, T., Perkins, G. D., Sandroni, C. & Nolan, J. P. (2021). Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene. Notfall + Rettungsmedizin, 24(4), 406–446. https://doi.org/10.1007/s10049-021-00893-x
- Maisch, S., Issleib, M., Kuhls, B., Mueller, J., Kang, G. Y., Goetz, A. E. & Schmidt, G. (2010). Kardiopulmonale Reanimation durch einen professionellen Helfer. Notfall + Rettungsmedizin, 14(8), 662–668. https://doi.org/10.1007/s10049-010-1391-y
- Schoefinius, A. & Sefrin, P. (2004). Ein-Helfer-Reanimation: Vergleich zweier differenter Methoden. Notfall & Hausarztmedizin, 30(03), 159–163. https://doi.org/10.1055/s-2004-824806
- Bollig, G., Steen, P. A. & Wik, L. (2007). Standard versus Over-the-Head cardiopulmonary resuscitation during simulated advanced life support. Prehospital Emergency Care, 11(4), 443–447. https://doi.org/10.1080/00207450701537050