
Die Abkürzung 4H steht für vier mögliche reversible Ursachen eines Herzkreislaufstillstandes. Gemeinsam mit den HITS dienen sie der Ursachen-Suche während einer Reanimation. In den ERC Leitlinien 2021 werden sie im Rahmen der Erweiterten Reanimationsmaßnahmen (ALS) benannt.
Durch eine frühzeitige Ursachen-Suche und Behandlung der reversiblen Ursachen verbessert sich das Outcome der Patienten signifikant. Rettungsdienstfachpersonal sollte die 4H und HITS kennen und anwenden können.

4H | HITS |
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Hypoxie | Herzneuteltamponade |
Hypovolämie | Intoxikation |
Hypothermie | Thromboembolie |
Hypo- / Hyperkalämie | Spannungspneumothorax |
4H und HITS nach ERC 2021 #
Nachfolgend werden die einzelnen reversiblen Ursachen näher beschrieben. Weitere Informationen finden sich in den Reanimations-Leitlinien 2021 des GRC.
Hypoxie #
Wird von einer Hypoxie als reversible Ursache ausgegangen, wird dem Standard ALS-Algorithmus gefolgt. Die höchste Priorität hat in diesem Fall die Ursache der Asphyxie bzw. Hypoxämie. Das Ziel sind effektive Beatmungen mit der höchstmöglichen inspiratorischen Sauerstoffkonzentration.
Hypovolämie #
Der ERC assoziiert die Hypovolämie beim Kreislaufstillstand mit einer traumatischen Ursache. Bei der Reanimation des traumatischen Kreislaufstillstandes hat die sofortige, gleichzeitige Behandlung der reversiblen Ursachen Vorrang vor anderen Maßnahmen.
Äußere Blutungen sollen durch Einsatz von Druck, hämostatischer Gaze, Tourniquets und der Beckenschlinge gestillt werden. Ebenso ist eine aggressive Volumentherapie beim traumatischen Kreislaufstillstand indiziert.
Die Sonographie bietet laut ERC beim Verdacht auf Hypovolämie weitere Möglichkeiten die zu Grunde liegende Ursache zu identifizieren.
Hypo-/Hyperkaliämie und andere Elektrolytentgleisungen #
In der Präklinik können Elektrolytstörungen aufgrund fehlender Diagnostik-Möglichkeiten nicht sicher diagnostiziert werden. Lediglich der Blutzuckerwert wird in der Präklinik regelhaft gemessen und liefert schnelle Ergebnisse.
Die Fremdanamnese kann allerdings wichtige Hinweise geben. Zur Risikogruppe gehren neben den Diabetikern vor allem Dialyse-pflichtige Patienten, Patienten mit Herzerkrankungen und schweren Verbrennungen. Ein Blick auf die Arme, auf der Suche nach einem Shunt sollte obligatorisch sein.
Hypothermie #
Ein starker Abfall der Körpertemperatur kann zu einem Kreislaufstillstand führen. Da der Sauerstoffverbrauch des Myokards bei abgesenkter Körpertemeratur ebenfalls abnimmt können kalte reanimationspflichtige Paitenten länger überleben als warme. Kalte Patienten können daher erst nach Wiedererwärmung oder beim Vorliegen sicherer Todeszeichen für Tod erklärt werden.
Herzbeuteltamponade #
Die Herzbeuteltamponade führt zu einer Einschränkung der Pumpleistung des Herzens bis hin zu einem kompletten Pumpversagen. Präklinisch lässt sich die Herzbeuteltamponade nur durch trainierte Teams mittels Notfallthorakotomie oder eine ultraschallgeführte Kardiozentese entlasten. Eine Diagnose-Stellung ist in der Präklinik nur durch Sonographie möglich.
Als Nicht-traumatische Ursachen einer Herzbeuteltamponade sind Operationen an den Herzklappen zu nennen.
Intoxikation #
Nur selten führen Intoxikationen zu einem Kreislaufstillstand. Bei einem konkreten Verdacht können Antidote mit Bedacht eingesetzt werden. Bei einer Intoxikation muss auch immer an den Eigenschutz gedacht werden. Das gilt vor allem bei Inhalativen Vergiftungen mit Rauchgas oder aber Kohlenstoffmonoxid.
Thromboembolie #
Als Ursache für einen durch Thromboembolie verursachten Kreislaufstillstand sind die Lungenembolie und der Herzinfarkt zu benennen. Sofern möglich, können die Patientenvorgeschichte sowie die Situation direkt vor dem Kreislaufstillstand Hinweise auf die Diagnose geben.
Die Lungenembolie stellt sich häufig in Form einer pulslosen-elektrischen-Aktivität dar. Niedrige etCO2-Werte bei guten Thoraxkompressionen sind ein unspezifischer Hinweis auf die Lungenembolie. Mittels Sonographie kann der Verdacht auf die Lungenembolie erhärtet werden. Der Reanimation bei Lungenarterienembolie haben wir einen eigenen Beitrag gewidmet.
Spannungspneumothorax #
Dem Spannungspneumothorax liegt in der Regel ein Trauma zu Grunde. Bei pulmonal vor erkrankten Patienten ist auch nach Bagatellverletzungen an einen Spannungspneumothorax zu denken.
Die Dekompression des Spannungspneumothorax ist eine wirksame Maßnahmen und hat daher allen anderen Maßnahmen gegenüber Vorrang. Die Nadeldekompression dient als sofortige Behandlung. Die Dekompression mittels Dekompressionadel soll von einer Thorakostomie gefolgt sein, sofern Expertise verfügbar ist.