Für jeden Notfallsanitäter der als Führungskraft bei einem Massenanfall von Verletzten eingesetzt werden kann, ist das Wissen Über die Statische Lage, Dynamische Lage, Polizeilage und Flächenlage elementar.
Bei einem MANV und anderen Einsätzen, bei denen besondere Taktik erforderlich wird, unterscheidet man zwischen der dynamischen Lage und der statischen Lage. Diese Einteilung ist wichtig, um das richtige Vorgehen zu wählen. Eine statische Lage gilt als abgeschlossen.
Eine dynamische Lage hingegen ist nicht beendet, sondern kann sich weiterentwickeln. Betrachtet wird nicht die individuelle Verletzung bzw. Erkrankung des Patienten, sondern die Situation, die zum Schaden geführt hat.
Statische Lage #
Bei einer statischen Lage ist das Geschehen bereits abgeschlossen. Wir haben eine feste Anzahl an Patienten und die Gefahr ist zeitlich und örtlich begrenzt.
Ein Unfall auf der Autobahn ist eine statische Lage. Vorausgesetzt der Unfall ist abgesichert und der Verkehr steht. Der Unfall ist passiert, die Anzahl an Patienten ist statisch. Der Bedarf an Kräften und Mitteln ist gut abzuschätzen.
Dynamische Lage #
Bei der dynamischen Lage ist die Anzahl der Patienten, das Ausmaß des Schadens und die Gefahr für Patienten, Einsatzkräfte und Unbeteiligte nicht abgeschlossen. Ein Beispiel für eine dynamische Lage ist ein Brand, bei dem durch Ausbreitung und Atemgifte eine ständige zusätzliche Gefährdung besteht.
Die dynamische Lage fällt meist unter die Führungsverantwortung der Polizei oder Feuerwehr. Die dynamische Lage muss von den Führungskräften engmaschig neu evaluiert werden. Sie kann
häufige Strategie-Änderungen erfordern.
Polizeilagen #
Polizeilagen sind häufig dynamische Lage. Allerdings kann man auch hier unterscheiden. Die Geiselnahme in einer Wohnung entbehrt zwar eine gewisse Dynamik. Das Gefahrenpotenzial und die Opfer-Anzahl sind gut einzuschätzen.
Ein Amoklauf oder auch Terroranschlag hingegen ist immer als dynamische Lage zu betrachten, bis die Arbeiten der Polizei abgeschlossen sind.
Flächenlagen #
Einsätze, bei denen sich innerhalb kurzer Zeit mehrere Einsatzstellen getrennt voneinander auftun, sind als Flächenlagen zu bezeichnen. Subjektiv haben Flächenlagen eine ganz besondere Dynamik für die Einsatzkräfte.
Relevante Informationen kommen meist zeitlich versetzt und in Bruchstücken zu den Führungskräften. So sind Flächenlagen in der Initialphase nie zu überblicken. Bei einer Flächenlage muss mit gezielten Erkundungsaufträgen gearbeitet werden, um die Gesamtlage einschätzen zu können.
Beispiele für eine Flächenlage sind ein Amokläufer im Stadtgebiet oder auch die Flut im Ahrtal.
Dynamische Lage managen #
- Regelmäßige Reevaulation der Situation
- Grobe Abschätzung der zu erwartenden Patientenzahlen und Kategorien
- Regelmäßige interdisziplinäre Abstimmung
- Definition von Gefahrenbereichen und Ansprechpartnern
- Frühzeitige Abschätzung der Einsatzdauer mit anschließender Planung von Ablösekräften bei prolongierter Einsatzzeit
Zusammenfassung #
MANV-Lagen lassen sich in statische Lagen und dynamische Lagen einteilen. Das Management einer dynamischen Lage ist eine größere Herausforderung für die Einsatzkräfte und setzt eine interdisziplinäre Abstimmung voraus.
Quellenangaben:
- Müller, S., Jansch, A., Hill, G. & Fischer, P. (2023). Notarzt und Notfallsanitäter beim Terroranschlag: SEGmente 11 (3. Auflage) [Taschenbuch]. Stumpf und Kossendey Verlag.
- Marten, D. (2019). Feuerwehr in Polizeilagen (1. Aufl.). Kohlhammer Verlag.
- Tremmel, T., Cimolino, U. & Naujoks, F. (2022). Standard-Einsatz-Regeln: Massenanfall von Verletzten und Erkrankten (MANV).